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SUNDAY GAZETTE 213/2015 |

B

wohlhabenden Bezirk Halensee im Jahr 1923 hatte sich Peters zielstrebig da-

rauf konzentriert, die Bedürfnisse hochrangiger Angehörige des Adels, Wirt-

schaftsführer und Politiker zu bedienen. So war es wenig verwunderlich, als

1933 ein sportbegeisterter und in Berlin lebender deutscher Prinz auf der Su-

che nach einem maßgeschneiderten Aufbau für seinen damals neuen Merce-

des-Benz 380 beimKarosseriebauer Erdmann &Rossi seineWünsche vortrug.

Es oblag diesem scharfsinnigen Aristokraten zu erkennen, dass Mercedes-

Benz mit dem 380 ein Automobil auf die Räder gestellt hatte, dass eine per-

fekte Symbiose aus Sportlichkeit und Luxus in sich vereinte. Prinz Max zu

Schaumburg-Lippe, Mitglied des herrschaftlichen Automobil-Club von

Deutschland (AvD) seit 1925 und erfahrener Rennfahrer, suchte nach einem

Ersatz für seinen Mercedes-Benz SS. Denn dieser war beim Training für die

Deutschland-Fahrt 1933, einer 2.000 km langen Tour auf öffentlichen Straßen

mit von höchst offizieller Stelle aufgehobener Geschwindigkeitsbegrenzung

(„Landstraße frei“), einem Brandschaden zum Opfer gefallen. Zu diesem

Zweck hatte er im Spätjahr 1933 eine Sonderanfertigung des Mercedes-Benz

380 erworben, derenMotor vomTypM22I durch eine Hubraumvergrößerung

auf 4.019 cm³ auf 144 PS leistungsgesteigert und die für den Langstreckenein-

satz mit einem größeren Kraftstoffbehälter ausgestattet worden war. Dieses

Fahrgestell ließ er an Erdmann & Rossi ausliefern.

Prinz Max beauftragte einen leichtgewichtigen und seinen sportlichen Ambi-

tionen entsprechenden Spezial-Roadster, der sich deutlich von der Mercedes-

Benz-typischen kunstvollen Formensprache unterschied, wobei allerdings

bestimmte Konstruktionsmerkmale seines zerstörten SS bewusst übernom-

men werden sollten. Die Umsetzung dieses Auftrags wurde Konstruktions-

chef Beeskow anvertraut, der die Karosserie aus Aluminium fertigte und mit

Roadstertüren, geschwungenen Kotflügeln ohne Trittbrett und einem schlich-

ten Heck versah, dessen Überhang gerade lang genug war, um das Fahrgestell

abzudecken. Während andere Fahrzeuge von Mercedes-Benz mit gewichti-

gen luxuriösen Ausstattungen versehen wurden, beschränkte sich der Spezi-

al-Roadster des Prinzen Max auf ein Paar riesiger Scheinwerfer, einen Fern-

scheinwerfer und einen minimalen Wetterschutz.

Der Spezial-Roadster des Prinzen Max zu Schaumburg-Lippe war und ist ein

Bekenntnis zum funktionalen Purismus: Die Konstruktion folgte der Anfor-

derung, die enorme Belastbarkeit des 380er Fahrgestells durch Ausschöpfen

des Potenzials der aufwendigen Radaufhängung und Bremsen optimal zu

nutzen. Schnell lernte Prinz Max, die Leistungsfähigkeit seines Erdmann &

Rossi 380 Spezial-Roadsters in Rennerfolge umzusetzen und gewann 1934 die

Goldmedaille in seiner Klasse bei der AvDDeutschland-Fahrt. Ein Erfolg, der

von Mercedes-Benz in der Werbung groß herausgestellt wurde.

Im Jahr 1966 entdeckte Robert Wells den im Hinterhof eines Mercedes-Benz-