SUNDAY GAZETTE 212/2015 |
B
„Die fünfziger, sechziger, siebziger Jahre“ seien die großen Tage des Renn-
sports gewesen, sagt die Beobachterin, in deren Bildern der Glanz einer ver-
lorenen Zeit lebendig wird. „Man konnte damals nahe an der Strecke stehen,
in den Boxen, mit den Fahrern reden. Es war ganz anders als heute. Wenn ich
denke, wie oft ich in Monte Carlo mit meiner Kamera durch den Tunnel ge-
gangen bin – Hunderte Male. Damals gab es allerdings fast bei jedem Rennen
einen Unfall. Das ist heute zum Glück nicht mehr so.“
Sayn-Wittgenstein-Sayns Bilder zeigen nicht nur Siegerpodeste und Sekt, son-
dern gerade auch die stillen, flüchtigen, persönlichen Momente am Rande der
Strecke. „Besonders gut gefällt mir zum Beispiel das Bild, wie Juan Manuel
Fangio bei der Mille Miglia ankommt. Er hat eine Wahnsinns-Anstrengung
und ein hohes Risiko auf sich genommen. Nach 1600 gefahrenen Kilometern
ist ihm die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Gleichzeitig sieht man seine
Enttäuschung darüber, dass er nicht gewonnen hat. Den besonderen Moment
festzuhalten, das interessiert mich an der Fotografie.“